#52: Pferdehufe im Sommer richtig pflegen
Show notes
Hast du dich schon mal gefragt, was Pferdehufe im Sommer wirklich brauchen? In dieser Folge erfährst du, wie wirksam Huföl und Wässern wirklich sind und warum weniger manchmal mehr ist. Denn der Huf ist darauf ausgelegt, sich den Wetterbedingungen anzupassen.
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Show transcript
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen bei Pferd und Mensch in Balance. Dein Podcast zu den Themen
00:00:07: "Hufgesundheit, stressfreie Hufbearbeitung und dem Aufbau einer vertrauensvollen Pferd-Menschbeziehung".
00:00:14: Ich bin Sarah Busch, Hufpflegerin, Pferdeverhaltensberaterin und Wirtschaftspsychologin und von mir
00:00:22: erhältst du jede Woche in diesem Podcast hilfreiche Tipps und Wissen um die Hufgesundheit
00:00:29: deines Pferdes zu stärken und eine vertrauensvolle Beziehung zu deinem Pferd auf und auszubauen.
00:00:35: Für die heutige Podcast-Folge habe ich ein Wunschthema aus der Community dabei und zwar geht
00:00:43: es um die richtige Hufpflege im Sommer. Im Sommer ist es ja so, dass die Hufbe oft sehr
00:00:50: trocken und hart werden, das kennt man von der Hufbearbeitung. Da ist es manchmal kaum möglich,
00:00:56: wirklich die Sohle vernünftig auszuschneiden. Da kommen einem höchstens mal bröselige Stücke
00:01:02: und total feste, bröselige Eckstreben entgegen und auch der Strahl, der ist ja so gut wie gar nicht
00:01:08: bearbeitbar, wenn die Hufbe wirklich im Sommer extrem trocken sind. Aber ist das wirklich ein
00:01:13: Problem oder kann man das im Sommer wirklich auch mal hinnehmen? Und genau darüber möchte ich mit
00:01:19: dir heute in der Podcast-Folge sprechen, dir meine Sicht auf die Dinge einmal mitzugeben und
00:01:25: das zu erzählen, was es da aus wissenschaftlicher Sicht auch zu gibt zu dem Thema. Als erstes sei
00:01:32: einmal gesagt, dass ein gesundes Mittelmaß für den Huf natürlich das Beste ist, also nicht zu lange,
00:01:39: extrem nass, aber auch nicht einfach nur dauerhaft komplett trocken. Im Idealfall kann man auch für
00:01:47: die Pferdehofer eine natürliche Umgebung darstellen, indem man die Pferde frühmorgens auf die Wiese lässt,
00:01:54: wo sie dann den Morgentau mitnehmen, um die Hufe von außen nochmal zu wässern, was viele aber
00:02:01: nicht wissen ist, dass der Wasserhaushalt auch durchaus von innen heraus geregelt und reguliert
00:02:08: wird. Es ist so, dass der Wassergehalt des Hufes von innen nach außen abnimmt. Das heißt im
00:02:14: Inneren des Hufes habe ich einen höheren Feuchtigkeitsanteil als außen an der Hornkapsel. Und
00:02:20: wir haben ja das Kronhorn zum Beispiel, was zu den Weichhornanteilen gehört, was zum Beispiel mit
00:02:26: 20 bis 25 Prozent Wasser enthält und der Strahl, der auch Weichhornanteil ist, der in der Regel 40
00:02:34: bis 50 Prozent Wasser enthält. Und ein zu trockener Huf kann natürlich da zu führen, dass der Hufmechanismus
00:02:43: weniger aktiv ist, was man aber auch bedenken muss, ist, dass die Böden im Sommer durchaus
00:02:48: härter sind und damit stärkere Bodenreaktionskräfte auf den Huf wirken, wenn die Pferde eben vermehrt
00:02:56: auf harten Böden unterwegs sind und dementsprechend dann auch durch die stärkere Festigkeit des
00:03:02: Hufes der äußeren Hornkapsel entsprechend weniger Abrieb entsteht. Wenn ich jetzt auf diesen harten
00:03:08: Sommerböden einen weichen Huf habe, der permanent gewässert wird oder auch durch das Wohnen des
00:03:15: Pferdes in der Box aufgeweicht ist durch den Ammoniakanteil in dem Einstreu, dann kann es sein,
00:03:20: dass ich sogar für die Bodenverhältnisse zu viel Abrieb habe und sich die Pferdehufe zu kurz
00:03:26: laufen. Und meistens habe ich im Sommer, wenn ich eben zu weiche Hufe habe, auch oft das Problem,
00:03:32: dass die Hufe dann vermehrt ausbrechen oder sich auch Risse im Huf bilden. Risse beziehungsweise
00:03:39: kleine Stellen, die ausbrechen, können sich natürlich auch bilden, wenn der Huf sehr hart ist
00:03:44: und die Hufe entsprechend lang werden. Also meistens ist das ja der Fall zum Ende des
00:03:49: Bearbeitungsintervalls hin. Das ist aber gar nicht so schlimm, wie man vielleicht als Pferdebesitzer
00:03:54: ihn erstmal annimmt, denn der Huf hilft sich damit selbst und bricht sich quasi in die passende
00:04:00: Form. Das heißt, wenn ein zu starker Hebel am Huf entsteht, dann hilft sich der Huf selber,
00:04:06: indem kleine Stücke ausbrechen und der Huf so für sich verhindert, dass eben größere Schäden
00:04:12: an dem Huf entstehen. Wenn der Huf jetzt gleichzeitig noch weich ist und auf die eben harten Böden
00:04:18: trifft, dann kann es sein, dass sich da Hebelkräfte stärker auswirken und größere Stellen sogar
00:04:24: ausbrechen und sich sogar Risse entwickeln im Huf. Also das muss man immer so ein bisschen
00:04:29: differenziert betrachten und wirklich auch mal bedenken, dass unsere Pferde eben auch für diese
00:04:35: trockenen Böden gemacht sind, da sie eben Steppentiere sind. Also der Huf ist so ausgelegt,
00:04:40: dass er eben über den Wasserhaushalt der äußeren Hornkapsel auch den Abrieb ein Stück weit steuert.
00:04:47: Jetzt kriege ich häufig die Frage gestellt, wie denn im Sommer die Hufe gepflegt werden können
00:04:53: und ob Wässern oder das Behandeln mit Huföl, Hufvetten, da die richtige Variante ist. Zu viel
00:05:01: Wässern habe ich eben schon mal angedeutet, ist auch nicht unbedingt die optimale Lösung,
00:05:04: weil ich dann eben immer wieder viel Wasser hinzufüge. Ich muss auch relativ lange Wässern 20
00:05:10: bis 30 Minuten, damit ich überhaupt einen Effekt habe und die äußere Hornkapsel überhaupt
00:05:15: Wasser aufnehmen kann. Und dann habe ich eben das Phänomen, dass ich mitunter mehrmals in der
00:05:22: Woche stark wässere und das fährt dann aber wieder auf die trockenen Böden stelle und dem
00:05:28: Huf relativ schnell viel Wasser wieder entzogen wird. Und die Studienlage sagt zum Thema Wasserhaushalt
00:05:35: am Huf, dass dieses schnelle Entziehen von Wasser aus dem Huf eigentlich eher das Problem ist,
00:05:40: gar nicht die Situation, dass der Huf an sich sehr lange feucht ist oder auch sehr lange trocken
00:05:46: ist, sondern dieser Prozess des Wasserentziehens aus dem Huf. Und wenn das eben schnell passiert,
00:05:51: durch eben das Wässern und dann hinterher wieder einstellen, zum Beispiel auf einem Paddock mit
00:05:58: Sandboden, wo dann schnell wieder Wasser entzogen wird, dass das eher die problematische
00:06:02: Situation ist und das dann auch teilweise in die falsche Richtung gehen kann, wenn man den
00:06:07: Hufen zu viel Wasser zufügt und sie damit noch sprühter macht. Bei dem Thema Huföl ist die
00:06:14: Ausgangslage, dass es für den Huf eigentlich keinen großen Nutzen hat. Huföl oder Fett hat
00:06:21: immer eine versiegelnde Wirkung. Das heißt, wenn ich das auf den Huf aufbringe, dann wird ein
00:06:27: Stück weit verhindert, dass weiteres Wasser in den Huf eindringen kann, aber auch wieder herauskommen
00:06:31: kann. Und ja, in der Natur kommt Huföl einfach so nicht vor. Deswegen bin ich da immer ein bisschen
00:06:38: skeptisch, etwas zu einem Huf hinzuzufügen, was so in der Natur nicht vorkommt und was
00:06:44: keinen wirklichen Effekt oder Nutzen in dem Fall für den Huf hat. Es ist immer die Frage,
00:06:50: was mache ich vorher, bevor ich das Huföl draufschmiere? Wenn ich Huföl aufbringen möchte
00:06:55: oder auch Huffett aufbringen möchte, sollte ich den Huf vorher tatsächlich wässern, damit dann
00:07:00: eben die Feuchtigkeit eingeschlossen wird in den Hof, wenn ich eben
00:07:04: das Huffett oder Huföl auf den trockenen Huf auftrage, dann kann das dazu führen, dass
00:07:09: ich ihn eben noch mehr austrockne, weil auch kein weiteres Wasser hinzugefügt werden kann,
00:07:14: wenn das Pferd jetzt zum Beispiel von sich aus auf nassen Böden unterwegs ist.
00:07:19: Wenn ich natürlich mein Pferd im Sommer in der Box halte und verhindern möchte, dass
00:07:23: die Hufe zufeucht werden, durch eben den Ammoniakgehalt in dem Einstreu, da haben wir ja auch schon
00:07:31: mal im Podcast hier drüber gesprochen, dass das durchaus ein Hygienethema ist und dass Ammoniak
00:07:38: sich zusammen mit Wasser zu einer Laugenlösung verbindet und damit den Huf aufweicht und
00:07:44: angreifbar für Bakterien macht. In dem Fall kann es vielleicht durchaus einen Effekt haben,
00:07:49: dass eben diese Flüssigkeitsverbindung, diese Lauge nicht unbedingt unmittelbar auf den Huf trifft,
00:07:55: sondern ich da das Huföl oder Huffett als Schutzschicht habe. Da muss man immer so ein bisschen abwägen,
00:08:02: wie sind die Haltungsbedingungen von meinem Pferd und was kann ich dem Huf eben Gutes tun oder
00:08:08: auch nicht. Aber grundsätzlich ist es so, dass Huföl an sich erst mal keinen großen pflegenden
00:08:13: Effekt für das Horn hat. Das Horn ist ja abgestorbenes Material oder verhärtetes Material, was gar
00:08:19: nicht so frisch produziert wird, sondern ja von oben vom Kronerrand runter wächst bzw. runtergeschoben
00:08:27: wird durch neue Zellen, die sich dort bilden. Und dann habe ich da eben keinen qualitätsverbessenden
00:08:33: Effekt durch das Huföl oder Huffett, wenn ich das auf die schon durchgewachsenen und durchgeschobenen
00:08:40: Hornröhrchen schmiere. Jetzt habe ich ja gerade gesagt, dass Wässern nicht unbedingt immer gut
00:08:46: ist. Wenn du jetzt alle vier bis sechs Wochen die Hüfe mal wässerst, damit sie vernünftig
00:08:51: bearbeitet werden können, tut das aber auch keinen Abbruch. Das heißt, Wässern vor der
00:08:55: Hufbearbeitung kann natürlich die Arbeit enorm erleichtern, weil man sonst die Hüfe mitunter
00:09:00: vielleicht nicht optimal bearbeiten kann, wenn sie eben so hart sind. Da hilft dann auch das
00:09:05: schärfste Hufmesser nicht unbedingt immer, denn wenn der Huf einfach völlig trocken und steinhart
00:09:10: ist, dann bekommt man da nicht unbedingt das Material ab, was es bräuchte, um den Huf wieder
00:09:16: funktional in die Ballons zu bringen. Also du kannst die Hüfe vor der Hufbearbeitung ruhig
00:09:22: wässern und im Idealfall kannst du die Hüfe ja sogar selbst bearbeiten deines Pferdes. Vielleicht
00:09:27: hast du schon mal ein Hufkurs gemacht oder beschäftigst dich schon länger mit dem Thema
00:09:31: Hufgesundheit und dann kannst du zum Beispiel mit der Hufbearbeitung ein paar Tage länger warten
00:09:35: oder ein paar Tage früher starten, wenn es zum Beispiel geregnet hat. Wir haben ja auch immer mal
00:09:40: wieder Regenphasen im Sommer, das heißt es ist bei uns in der Regel nicht einen halben Jahr lang
00:09:45: durchgehend trocken und dann kannst du tatsächlich an den Tagen wo es geregnet hat oder einen Tag
00:09:51: später gut die Hufbearbeitung übernehmen, denn dann sind die Hüfe meistens natürlich wieder
00:09:58: befeuchtet und gewässert und von der Struktur dann auch wieder weicher und elastischer. Denn das
00:10:05: Wässern führt dazu, dass die Elastizität des Hufes höher ist, die Verformbarkeit des Hufes
00:10:10: dann aber auch stärker ist und ja das ist dann wiederum auch der Nachteil, wenn ich eben sehr
00:10:15: weiche und feuchte Hüfe durchweg im Sommer habe, weil ich zu viel Wasser hinzufüge oder eben
00:10:21: dieses Phänomen mit der Boxenhaltung habe, dass eben auch Verformung schneller und stärker stattfindet
00:10:27: durch die Hebelkräfte und ich dann auch durch das warme Klima, was wir haben, Zersetzungs- und
00:10:34: Feuernesprozesse gefördert werden, weil sich Bakterien, die für Strahlfeule zuständig sind oder
00:10:41: auch Pilze, die sich in den Hufwand setzen, dann natürlich das optimale Klima haben, um sich zu
00:10:47: vermehren. Mein Fazit ist, dass eine naturnahe Haltung auch hier wieder das Optimum für die
00:10:53: Pferdehufe wäre, denn dann kannst du eben die natürliche Bewässerung in Form von Morgentau für
00:11:00: deine Pferde mitnehmen. Die Pferde stehen auch mit unter danach noch ein paar Stunden auf der
00:11:04: Wiese und werden nicht direkt in den trockenen Sandboden gestellt, wo eben wieder schnell Wasser
00:11:10: entzogen wird und so kann sich der Wasserhaushalt eben auch von außen natürlich regulieren, aber
00:11:16: habe auch wieder im Kopf, dass der Feuchtigkeitsgehalt eben auch von innen heraus kommt und da auch wieder
00:11:22: um eine Gutfütterung mitspielt, ein gut funktionierender Stoffwechsel deines Pferdes und das Pferd
00:11:30: natürlich auch im Gesamtgesundheitszustand gut dastehen sollte, damit auch diese natürlichen
00:11:36: Prozesse von innen heraus gut funktionieren. Kuföl und Pflegeprodukte würde ich persönlich
00:11:43: immer möglichst drauf verzichten, wenig Künstliches hinzufügen, um da einfach auch nicht zu viel
00:11:48: zu machen, den Huf nicht zusätzlich auszutrocknen und zu schwächen und in den meisten Fällen hat
00:11:54: es wie gesagt keinen Effekt, außer wenn du wirklich gezielt mit Pflegemittel gegen zum
00:11:59: Beispiel Strahlfeule oder Pilzbefall angehen möchtest, dann macht natürlich eine Pflege
00:12:05: gezielt Sinn, aber dann auch wieder über einen begrenzten Zeitraum und nicht ein tägliches
00:12:10: Einschmieren mit Huföl. Wenn du selber noch tiefer in das Thema Hufgesundheit einsteigen
00:12:16: möchtest, dann hast du heute noch die Chance in meinen Online-Programm "Der gesunde Barhof" zu
00:12:21: kommen. Da lernst du nämlich dann auch wieder die Hüfe deines Pferdes selber bearbeiten kannst
00:12:26: und zum Beispiel dann schnell reagieren kannst, wenn das Wetter gerade mal wieder passend ist,
00:12:30: die Hüfe schön weich sind und du nicht zusätzlich wässern musst, um die Hufbearbeitung umsetzen
00:12:36: zu können. Wenn dich das interessiert, dann schau auf jeden Fall noch in den Show Notes vorbei.
00:12:41: Das Programm schließt heute Abend wieder für ein halbes Jahr, denn ich starte immer mit einer
00:12:47: geschlossenen Kursgruppe, damit auch die Community sich untereinander austauschen kann. Wirklich
00:12:52: da eine feste Gruppe besteht, die über ein halbes Jahr lang zusammen die Hufgesundheit ihrer
00:12:58: eigenen Pferde voranbringen kann und das macht einfach keinen Sinn, wenn da ständig neue Teilnehmer
00:13:03: in dazu kommen. Deswegen habe ich eben diesen Kurs immer einmal im halben Jahr geöffnet, also
00:13:10: zweimal im Jahr kannst du einsteigen in das Programm und wenn du es jetzt nicht verpassen
00:13:14: möchtest, dann spring noch schnell mit rein in den Kurs, bevor sich die Türen wieder schließen. Die
00:13:20: nächste Möglichkeit gibt es dann erst im Februar 2025. Wenn das eine Option für dich ist, dann
00:13:26: trage dich jetzt schon einen auf die Warteliste, damit du den Start auf keinen Fall verpasst. Lass
00:13:32: mir gerne noch eine 5-Sterne Bewertung da, wenn du den Podcast noch nicht bewertet hast, denn dann
00:13:38: erfahren noch mehr ferdebegeisterte Menschen von diesem Podcast und können von den Inhalten
00:13:44: profitieren. Ich danke dir und wünsche dir noch eine schöne Woche. Wir hören uns dann in der
00:13:49: nächsten Woche mit einer neuen Podcastfolge wieder. Bis dahin!
00:13:53: [Musik]
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